2022: Abstract Jean Bertrand Miguoué

Shoa, Kolonialismus und Sklavenhandel in der deutschen Erinnerungskultur. Dialogisches Erinnern in einer Kultur der selektiven Amnesie und Verdrängung

Nicht zuletzt die Mbembe-Kontroverse im Frühling und im Sommer 2020 hat deutlich gemacht, wieweit eine Erörterung unterschiedlicher Schichten und Dimensionen des deutschen kulturellen Gedächtnisses umstritten und emotional beladen bleibt. Dass eine vergleichende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Schichten einer deutschen Erinnerungskultur zumindest von einem Teil der Öffentlichkeit als Gleichsetzung oder als Rangordnung wahrgenommen wird, wurde in dieser medial vermittelten und internationale Debatte immer anschaulicher. Die Mbembe Debatte hat in der Tat einen selektiven Umgang mit der deutschen Erinnerungskultur sowie eine Verdrängung der deutschen Weltgeschichte in der Form einer kolonialen Amnesie oder eines Vergessens des atlantischen Sklavenhandels sichtbar gemacht. Sie hat auch die Fragen aufgeworfen, ob eine Erörterung der einen Form der Erinnerung die anderen ausschließt, wie unterschiedliche Formen in einer komplexen deutschen und europäischen Erinnerungskultur produktiv gemacht werden können und wie dies am Beispiel literarischer und kultureller Produktionen untersucht werden kann.