DIE PROBLEMATIK DER LITERATUR IN AFRIKANISCHEN SPRACHEN VOR DEM HINTERGRUND DES GLOBALISIERUNGSDISKURS
Eine Vielzahl von Schriftsystemen sind in Afrika im Laufe der Zeit entstanden. Das bekannteste afrikanische Schriftsystem sind altägyptische Hieroglyphen. Die Sprache bildet den Grundstein für die Vermittlung von Kultur und Geschichte. Die Stimmen Afrikas haben immer viele Sprachen gesprochen. Doch die meisten werden immer mehr durch lateinische (wegen der europäischen Kolonisierung) und arabische Schriften weitgehend verdrängt. In fast ganz Afrika südlich der Sahara ist heute die lateinische Schrift häufig anzutreffen. Die arabische Schrift wird hauptsächlich in Nordafrika verwendet. Literatur in afrikanischen Sprachen wurde ursprünglich nicht geschrieben und war somit traditionell Oralliteratur. Erst seit dem 19. Jahrhundert haben europäische Missionare, Reisende, Forscher, Kolonialbeamte und Afrikanisten wichtige Elemente (Märchen, Fabeln, Mythen und Legenden, Lieder, Preisgesänge, Sprichwörter und Rätsel) afrikanischer mündlicher Literatur aufgezeichnet und veröffentlicht. Heute wird die afrikanische Literatur hauptsächlich in europäischen Sprachen (Französisch, Englisch, Portugiesisch und Spanisch) verbreitet. Doch der kenianische Kulturwissenschaftler und Schriftsteller Ngugi wa Thiong’o und der senegalesische Schriftsteller Boubakar Boris Diop setzten sich für eine Dekolonisierung des afrikanischen Denkens ein, indem sie literarische Werke in jeweiligen lokalen Sprachen (Ki-Suali und Wolof) veröffentlichten. Die afrikanischen Sprachen seien ein wesentliches Mittel zur Befreiung von kolonialen Herrschafts- und Denkstrukturen.
Welche Bilanz kann man aus ihren jeweiligen Initiativen ziehen? Inwieweit können Prozesse der Globalisierung darauf wirken ? Negativ oder positiv ? Afrika südlich der Sahara gilt als Verlierer der Globalisierung. Welches sind die Voraussetzungen für das Gelingen eines solchen Projekts ? Inwiefern können z. B. Erscheinungsformen von Afrikanismen in europäischsprachigen (französisch-, englisch-, portugiesisch-, spanisch- und deutschsprachigen) Literaturen dafür sprechen, dass die Weltliteratur eher einen Nährboden für die globale Verbreitung afrikanischer Kulturen darstellt ?