Kartographien im Dienste der Erinnerungskultur: Ein Forschungsprojekt zu den Orten der jüdischen Migration
Im Rahmen meines Vortrags soll ein Projekt präsentiert werden, in dem anhand von narrativen biographischen Interviews die Migrationsrouten von jüdischen Flüchtlingen, die in den 1930er bis 1940er Jahren aus Deutschland, Österreich und anderen deutschsprachigen nach und nach annektierten Gebieten emigrieren konnten, nachgezeichnet werden (https://kartografiedesisraelkorpus.wordpress.com/). Diese Untersuchung ermöglicht es, nicht nur Einzelschicksale darzustellen, sondern auch das Schicksal anderer Familienmitglieder zu rekonstruieren: In diesen Familienerzählungen laufen nämlich verschiedene Migrationsgeschichten zusammen, in denen Erfahrungen von Vertreibung, Flucht und Migration erzählt werden. Diese gehen z.T. bereits auf die Pogrome im 18. Jahrhundert zurück, oder sind mit den Folgen des Ersten Weltkrieges und der darauffolgenden Deterritorialisierung verbunden, aber vor allem sind sie durch die Judenverfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus bedingt. Während die Flucht den Befragten gelang, gilt das nicht für viele ihrer Verwandten, die dasselbe Schicksal wie Jura Soyfer erlitten und diese Zeit nicht überlebten.
Im Anschluss an die Vorstellung dieser Forschungsarbeit – in der es u.a. auch um die Mehrsprachigkeit der Interviewten und deren Vorfahren geht – soll darüber nachgedacht werden, wo und wie (z.B. an Schulen, in Kulturzentren usw.) ein derartiges Projekt und dessen Darstellungsmittel im Rahmen einer lebendigen Erinnerungskultur eingesetzt werden kann und wie Verbindungen zu Jura Soyfers Werk hergestellt werden können, um die Aufarbeitung der Vergangenheit fortzusetzen.