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22. Januar 2009 |
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Die Lebendigkeit Jura Soyfers |
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Vom 16. bis zum 21.2.2009 findet eine Gedenkwoche anlässlich des 70. Todestages von Jura Soyfer in der Volkshochschule Brigittenau (Wien) statt. Am 1.3.2009 spielt Otto Tausig das Soyfersche Stück „Broadway-Melodie 1492“ im Volkstheater. Es treten viele von denen auf, die sich zum Teil seit den 1930er Jahren für Jura Soyfer eingesetzt haben, aber es werden auch völlig neue Projekte vorgestellt - wie der Film „Der Weg in den Tod“ (eine Premiere des INST-Weltfernsehens) oder das Weltprojekt „Der Lechner Edi“. Details zu diesen Veranstaltungen im WWW: http://www.soyfer.at/deutsch/veranstaltungen.htm Jura Soyfer kam im Alter von 26 Jahren am 16.2.1939 im Konzentrationslager Buchenwald ums Leben. Letztes Jahr erschien die Publikation (Buch + CD + DVD) „Die Lebendigkeit Jura Soyfers“. Im Beitrag „Erinnerungen und Zukunftsentwürfe“ wird in dieser Publikation anhand von 13 Zeitzeugenberichten der Terror des Nationalsozialismus dargestellt, aber auch der Widerstand von Jura Soyfer und seinen Kameraden sowie die künstlerische Bedeutung des „Dachaulieds“. Eröffnet wird die Gedenkwoche mit einem Film, der nicht nur lokal in Wien zu sehen sein wird, sondern via Internet weltweit. Weitere Veranstaltungen sind der Biographie Jura Soyfers gewidmet (erste Dissertation von Fritz Herrmann 1949, erster Dokumentarfilm von Wolfgang Lesowsky, erste Biographie von Horst Jarka 1987), den Hörspielen (Götz Fritsch), die gerade auch das Gegenwärtige der künstlerischen Formen deutlich macht, eine Podiumsdiskussion zu Übersetzungen im Kontext vielsprachiger Städte (mit Raschid Alikajew, Branko Andric, Marina Corrêa, Massud Rahnama, Alessandra Schininà). Ein Höhepunkt wird das Konzert der „Schmetterlinge“ mit ihrem Programm „Verdrängte Jahre“ sein. In einem Lied heißt es: Die Vergangenheit ist nie tot, sie ist nicht einmal vergangen. Und tatsächlich geben diese Veranstaltungen die Möglichkeit, Gegenwart dadurch zu verstehen, indem wichtige Stationen des Lebens von Jura Soyfer und seiner Wirkungsgeschichte öffentlich gemacht werden. Aber die Veranstaltungen sind zugleich auch eine Auseinandersetzung mit dem, was zukünftig möglich sein wird. Dazu zählt vor allem das Weltprojekt „Der Lechner Edi“, das von Tobias Sosinka (Berlin) angeregt und koordiniert wird. Bis zu 50 Aufführung von Argentinien bis Indien, von Südafrika bis zur Arktis sowie in einer Vielzahl europäischer Länder (einschließlich des Kaukasus) scheinen möglich. Es ist eine neue Auseinandersetzung mit Technik. Nicht die Technik als solche steht im Mittelpunkt (wie heute noch zum Beispiel beim Großteil der Forschungsförderungsprogramme in den USA und der Europäischen Union), sondern die Technologie. Denn was nutzt der beste Videorecorder, der beste Laptop, die besten Server und Glasfaserkabel, wenn ein Großteil der Bevölkerung von der Nutzung dieser Technologie ausgeschlossen bleibt und die neueste Technik nur dazu verwendet wird, die alten Probleme zu reproduzieren und oft nicht einmal die einschlägigen Techniker die Technik verstehen? Dieser neue Weltzugang wird nicht nur künstlerisch auf der Bühne verhandelt, sondern es wird auch versucht, das Internet in neuer Weise zu nutzen, um eine Weltkommunikation herzustellen. Dazu werden filmische Dokumentationen dienen, die via Internet im Herbst 2010 vorgestellt werden sollen, aber auch ein Treffen der ProduzentInnen in Wien. Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen, zu denen auch eine Ausstellung zu Jura Soyfer gehört, kommt es daher nicht nur darauf, auf die Folgen des Terrors, der durch den Nationalsozialismus ausgeübt wurde, hinzuweisen. Es soll auch deutlich gemacht werden, dass trotz weit reichender technischer Innovationen im Militärbereich der Nationalsozialismus technologisch unterlegen war. Und obwohl Jura Soyfer am 16.2.1939 im Konzentrationslager Buchenwald ums Leben kam, ist doch sein Werk lebendig geblieben – das „Dachaulied“ noch in den Konzentrationslagern, die Stücke im Exil (Argentinien, Australien, England, USA usw.). Sein Werk wurde 1947 erstmals von Otto Tausig in Buchform herausgebracht. Im Vorfeld vom 100sten Geburtstag am 8.12.2012 gibt es bereits Übersetzungsprojekte in über 50 Sprachen. - Die Gedenkwoche bietet daher eine ausgezeichnete Möglichkeit, nicht nur der Toten, der Zerstörung Europas durch den Nationalsozialismus, der Verarmung in Folge einer „Überlegenheitspolitik“ zu erinnern, sondern gerade auch eine Lebendigkeit kennen zu lernen, die Zukunft hat. |
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Kontakt: | Dr. Herbert Arlt |
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