Vom 13.bis 16.5.2010 fand in Kempten im Kern das in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte Theaterfestival „Die Weltreise des Lechner Edi“ statt. Die Bilanz kann sich sehen lassen: 40 Bürger beteiligten sich über einen dreimonatigen Zeitraum in Workshops, zahlreichen Proben, mit dem Einbringen eigener Texte, Diskussionen. 2500 Zuschauer kamen in Kempten (50.000 Einwohner) zu den 15 Veranstaltungen in insgesamt 2 Wochen, in deren Rahmen auch Produktionen aus Deutschland, Georgien, Italien und Österreich präsentiert wurden.

Dieses Ergebnis ist umso bemerkenswerter, als dem Festival praktisch keine Mittel zur Verfügung standen. Es ist das Verdienst von Tobias Sosinka, der bereits 2008 in Berlin ein „Lechner Edi“-Projekt organisierte und auch weltweit PartnerInnen suchte, dass so viele teilnahmen, weil sie den Soyferschen Satz „Auf uns kommt’s an“ ernst nahmen, weil sie erkannten, dass Kunst auch dann gemacht werden muss, wenn die materiellen Mittel nicht zur Verfügung gestellt werden und die gewährten  Rahmenbedingungen keineswegs optimal sind. Aber es geht auch darum, gerade durch solche Festivals dann in Folge die notwendigen Mittel zu erlangen.

Das Projekt von Tobias Sosinka steht im Kontext der Bemühungen von Peter Baumgardt, der vier Jahre lang in Kempten Pionierarbeit geleistet hat, um in der Region eine neue Form von (Theater-)Kommunikation zu ermöglichen. Das Festival „Der Lechner Edi“ steht am Ende seiner Intendanz. Er wollte mit diesem Festival exemplarisch zeigen, was Theater für eine Stadt gerade heute für eine Bedeutung haben kann. Und diese Demonstration ist ihm sichtlich geglückt (wenngleich bezweifelt werden muss, dass die Botschaft ankam.)

Die Zeitreise des Lechner Edi führt vom Donaukanal in Wien bis zum Paradies. Sie berührt Orte in Europa, während die prahlerischen Erzählungen des Lechner Edi auch noch andere Weltteile einbeziehen. Und auch in Kempten ging es um eine Reise - durch die Stadt (ein Teil der theatralen Maßnahmen) -, um die Einbeziehung der Stadt selber und um einen internationalen Kontext und Austausch.

Die Ergebnisse sind es sicherlich wert, dokumentiert und einem breiten Publikum zugänglich gemacht zu werden.

Dr. Herbert Arlt
Geschäftsführer der Jura Soyfer-Gesellschaft
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