Im Gedenken an die politischen Häftlinge in Österreich vom 6.3.1933 bis 8.5.1945 im Sinne der vom Österreichischen Parlament 2009 und 2012 beschlossenen Rehabilitationsgesetze
Enthüllung am 23. November 2015 an der Rossauer Kaserne:
Grußwort des Herrn Bundesminister Mag. Gerald Klug
(Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport)
Sehr geehrte Frau Bundesministerin,
Vertreterinnen und Vertreter der gesetzgebenden Körperschaften, der Jura Soyfer Gesellschaft, hohe Generalität,
Sehr geehrte Damen und Herren!
Zunächst möchte ich Sie alle sehr herzlich hier im Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport willkommen heißen.
Es ist mir eine besondere Freude, diesen Festakt und die dazugehörige Tafelenthüllung gemeinsam mit meiner Kollegin, Frau Bundesministerin Johanna Mikl-Leitner, begehen zu können. Umso mehr, weil unsere beiden Häuser dieses geschichtsträchtige Gebäude an der Roßauer Lände als Teil ihrer dienstlichen Heimat nennen können.
Der österreichische Weg ist manchmal ein mühsam und oft auch langwierig.
Es hat Jahrzehnte gedauert bis die Rehabilitationsgesetze von 2009 und 2011 beschlossen wurden. Und dann noch einige Jahre bis zur heutigen Enthüllung der Gedenktafel an den Außenmauern des Amtsgebäudes Roßau.
Was aber letztendlich zählt, ist die Tatsache, dass es uns gelungen ist, über das Gespräch und durch Beharrlichkeit Gesetze zu schaffen, die Schuldsprüche eines Unrechtsregimes für nichtig erklären.
Die Jahre 1933 bis 1938 waren von wirtschaftlicher Krise und Arbeitslosigkeit geprägt und schlussendlich auch von der Besetzung Österreichs durch das Nazi-Regime. Es darf nicht vergessen werden, dass gerade im Heer der Wille zum Widerstand gegen die Besetzung durch Hitler-Deutschland durchaus vorhanden war. Wir wissen aber auch, dass es viele gab, die das Regime unterstützten.
Dieser Wille zum Widerstand wurde aber bereits vor 1938 gebrochen. Viele, die bewaffnet Widerstand hätten leisten können, saßen da im Gefängnis. Auch in der Roßauer Kaserne wurden Menschen inhaftiert. Die Kaserne wurde damit zu einem Symbol der Niederlage für ein freies und unabhängiges Österreich.
Nach der Befreiung im Jahre 1945 wurden langsam die Lehren aus den Jahren des Krieges, des Leids und der Unterdrückung gezogen. Das Gespräch, der Ausgleich wurden in den Mittelpunkt gestellt. Und in diesem Sinne konnte sehr viel für Österreich und seine Menschen erreicht werden. Es gab aber auch Rückschläge, wenn versucht wurde, den Weg des Gespräches zu verlassen und anderen eine bestimmte Meinung aufzuzwingen.
Heute aber wollen wir diejenigen ehren, die selbst unter Einsatz ihrer Freiheit und ihres Lebens sich eingesetzt haben; eingesetzt für soziale Gerechtigkeit, für Demokratie, für ein freies Österreich.
Es ist vielfach auch der Jura Soyfer Gesellschaft zu danken, dass dies möglich wurde.
Sie hat für die Tafel sowie die im Internet publizierte Dokumentation der Verfolgung und der Verfolgten Mittel von der Bezirksvertretung, der Stadt Wien, dem Bundeskanzleramt sowie dem Zukunftsfonds eingeworben. Sie hat, in Abstimmung mit der in meinem Haus eingesetzten Militärhistorischen Denkmalkommission, die Gestaltung der Tafel und die dazugehörige Internet-Dokumentation erwirkt. Und sie selbst geht auf Freiheitskämpferinnen und Freiheitskämpfer zurück, die Freunde von Jura Soyfer waren, mit ihm in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald, sich für sein Werk im Exil in England, den USA, Argentinien und Australien einsetzten - und schließlich auch im befreiten Österreich.
Dafür gebühren der Gesellschaft unser aller Respekt und unsere höchste Anerkennung!
Sehr geehrte Damen und Herren,
Abschließend möchte ich Ihnen versichern, dass das Andenken an all jene, denen Unrecht wiederfahren ist, nicht nur im heurigen Gedenkjahr unserer Republik, sondern dauerhaft eine entsprechende Würdigung erfährt. Mit der im Anschluss zu enthüllenden Tafel wird dafür ein Zeichen gesetzt.
Ein Zeichen für Freiheit und Demokratie.
Danke!