Themen & Programm | Frankfurter Buchmesse
2023 Installation Buchmesse Frankfurt am Main
Es gab eine Zeit, da spielte die Buchmesse in Frankfurt am Main eine wichtige Rolle für die Jura Soyfer Gesellschaft. Dies war vor allem ein Anliegen von Vizepräsident Heinz Kommenda. Er hatte sich mit anderen darum bemüht, dass 1980 „Das Gesamtwerk“ von Jura Soyfer im Europa-Verlag erschien (damals noch Gewerkschaftsverlag). Er hatte gedrängt, dass diesem „Ziegel“ Paperback-Ausgaben folgten. Und im Wesentlichen war es auch seinen Bemühungen zu verdanken, dass eine Ausgabe im Deuticke-Verlag erschien.
Die Zeiten haben sich geändert. Die Buchmesse änderte sich. Sie wandelte sich von einer Buch- zu einer Medienmesse. Freilich werden die relevanten Medien dort nicht wirklich gehandelt, sondern es wird über sie geredet. Bedauerlich der Antipluralismus, der sich gerade bei der Buchmesse 2023 bemerkbar macht und etlichen Protest gerade von SchriftstellerInnen hervorgerufen hat.
Die Kommunikation begann sich in einer Weise zu ändern, wie sie Jura Soyfer bereits 1936 beschrieben hatte. Aber die Weltgeschichte surrt nicht mehr durch Kupferdrähte, die europäische Geschichte, die Weltgeschichte beschränken sich längst nicht mehr auf Bücher. Zum Beispiel Hidden Patterns zeigt, wie komplex die Kommunikationsprozesse allein im Netz verlaufen.
In die Jura Soyfer Gesellschaft zog 1989 die Digitalisierung ein. Sie verwendete nicht nur Software, sondern entwickelte zum Beispiel vor Google eine offene Suchmaschine. Die Veränderungen wurden dargestellt in: Dokumentationen: Homepages. Die Dokumentation aber ist eine Broschüre plus eine DVD. Denn die Weltgeschichte, die durch Kupferdrähte surrt, durch Glasfaserkabel oder Funksignale transportiert wird, ist in ihrer digitalen Form auch eine Weltgeschichte, die mit Vergessen, Verschwinden verbunden ist. Der Profit ist dem Augenblick gewidmet: Erinnern und Vergessen als Denkprinzipien. Das Erinnern verbleibt eine gesellschaftliche Aufgabe.
Die Soyfer Texte, an die in dieser Installation erinnert wird, sind Teil vielschichtiger Texte. Die Zitate sollen anregen, sich mit dieser Vielschichtigkeit der Texte, der gesellschaftlichen Prozesse zu beschäftigen.