Merkmal der Öffentlichkeiten ist es, komplexe Vorgänge auf Vereinfachungen zurückzuführen. Zum Teil mit merkwürdigen Tradierungen. So verwies Elias Canetti darauf, dass „Slogans“ Rufe der schottischen Geisterheere seien. Und gerade im Jahre 2023 macht sich der Ungeist des Denkens in Freund und Feind (Schmitt), der Kriegspropaganda wieder bemerkbar. Die Kriegsgeister erwachen im Kontext des Nationalismus.
Die Erzählungen der Zeitzeugen brechen diese antikulturellen Schemata meist auf. Darunter der Bericht von Mitja Rapoport zu den Motiven der Flucht jüdischer Bewohner des revolutionären Russlands. Wie heute ist es der Krieg, der Menschen zur Flucht motiviert – wer immer für die Gewalt verantwortlich ist. Und damals spielten auch Pogrome eine wesentliche Rolle. Davon berichtete Mitja Rapoport in den 1980er Jahren, der beste Freund Jura Soyfers, den er in seinen Briefen mit ironischen Bemerkungen bedachte. Es war die Konterrevolution, die in jenen Jahren jüdische Einwohner terrorisierte.
Die Erzählungen von Mitja Rapoport motivierten zu neuen Fragestellungen, die im Rahmen von Soyfer Symposien auch wissenschaftliche Antworten fanden. Es sollte daher nicht übersehen werden, dass in der multikulturellen Stadt der terroristische Antisemitismus eine wesentliche Rolle spielte, wenn es um die Vertreibung jüdischer Einwohner, der Familie Soyfer ging.