Karin Pliem (Wien | Vienna)
Die Zusammenarbeit mit der Jura Soyfer Gesellschaft begann, weil sich Herbert Arlt im Rahmen des Weltprojektes der Berge [ http://www.inst.at/trans/23/eine-weltgesellschaft-in-bildern/ ] für meine künstlerische Arbeit [ http://www.karinpliem.at/de/index.asp ] interessierte.
Daraus entstand die Idee, neue Zugänge zur Homepage der Jura Soyfer Gesellschaft zu schaffen. Wiederum geht es – wie öfters in der Geschichte dieser Homepage [ http://www.inst.at/at/dokumentationen-homepages/ ] um einen neuen Ansatz. Wieder haben sich die Kommunikationsbedingungen geändert. Mit den Pandemien ist auch eine Digitalisierung virulent geworden, die Menschen zu Nummern machen soll. Das ist eine gefährliche Tendenz. Und überall zeigen sich die negativen Folgen dieser Vorgangsweise für die Menschen.
Die Sprache der Kunst dagegen lässt sich nicht auf 0 und 1 beschränken. Daher war die Fragestellung der Jura Soyfer Gesellschaft, mit welchen Bildern Zugang zu den einzelnen Bereichen geschaffen werden sollen.
Es bleibt beim Eingangsbild: der Kombination einer Fotografie und einer Karikatur [ https://www.soyfer.at/ ]. Es folgt die Sprachseite [ https://www.soyfer.at/at/sprachen/ ]. Diese ist mit dem Standardbild der Homepage verbunden. Zusätzlich wäre aber ein bildnerischer Zugang zu dieser Polyphonie gefragt. Denn die Vielsprachigkeit ist ein Wesenselement der Jura Soyfer Gesellschaft.
Gerade jetzt zeigt sich (einmal mehr …), wie stark Propaganda über die Kombination von (unrelativierten) statistischen (0/1- bzw. Schwarzweiß-) Daten mit suggestiv „realistischen“ Bildern wirken kann. Um eine politisch etc. nicht instrumentalisierbare (weil nicht „narrativ“ interpretierbare) Bildsprache hat sich bereits die internationale Avantgarde von ca. 1910 bis in die 1950er-Jahre bemüht. Diesen, zumeist auf Abstraktion bzw. Reduktion des Wirklichkeitsbildes ausgerichteten Intentionen setze ich mit meiner Bildsprache eine Kombinatorik von Wirklichkeits-Fragmenten sowie hybriden bzw. erfundenen Kultur- und Naturelementen im Sinne eines sowohl konfliktuös als auch harmonisch ablaufenden Multilogs aller Beteiligten zur Seite. Deren Sprache darf jeweils emotional, subjektiv-individualistisch und unbedingt farbintensiv (laut oder leise) sein. Letztlich aber bilden meine ProtagonistInnen im Bildganzen stets eine pluralistische Weltgesellschaft – eine Art „symbiotic union“, innerhalb der also jeder Teil sowohl vom „Anderen“ profitiert und zugleich im stets konstruktiv-produktiven Austausch steht.
In diesem Sinne ist für mich ein weiteres wichtiges Element der Homepage das Virtuelle Soyfer Archiv [ https://www.soyfer.at/archiv/login.php ]. Gerade im Rahmen dieses Symposions zeigt sich, wie vielfältig es genutzt wird.
Dazu kommen die Homepages in den einzelnen Sprachen. Diese sind keineswegs bloße Übersetzungen der Homepage in Deutsch, sondern es sind eigenständige Projekte, die mit ihren jeweils eigenen Öffentlichkeiten verbunden sind. Ausgebaut werden sollen in nächster Zeit vor allem die Homepages in Arabisch, Englisch, Französisch, Spanisch. Das entspricht auch dem Interesse am Soyferschen Werk, das insgesamt in über 50 Sprachen übersetzt vorliegt.
2020 sollte bereits mit diesen Arbeiten begonnen werden. Das war nicht möglich, weil im Corona-Jahr das Geld in Hilfestellungen floss. 2021 scheinen nun wieder Projekte möglich, die gegen die Probleme dieser Pandemien helfen bzw. für die Mitgestaltung an einer post-coronischen Zukunft etwa im Sinne eines „buen vivir“ wirksam sein könnten.