Das Chamaeleon – Theaterwelten in Horb am Neckar inszenierte im Sommer 2023 „Das Lied von der Erde“, basierend auf Jura Soyfers „Der Weltuntergang“
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Rezensionen:
Theater im Glatter Schlosshof: Wenn der Weltuntergang droht
Hanni Vollmer, Schwarzwälder Bote 5.9.2023
Ein Theaterstück zum nahenden Ende der Menschheit sorgt mit Witz und bissiger Kritik
für große Unterhaltung beim Publikum.
Am Wochenende erweckten „Chamaeleon Theaterwelten“ im Schlosshof die gesellschaftskritische Komödie „Weltuntergang“ von Jura Soyfer aus dem Jahr 1936 zu neuem Leben und boten eine mitreißende, humorvolle und farbendurchflutete Aufführung.
Soyfer hatte in seiner schonungslosen Satire die Militärmächte und den nahenden Weltkrieg im Fokus. Zum Inhalt: Die Sonne ist erbost. Mit ihren Menschen stört die Erde die Einheit des Weltraums. Es kann so nicht weitergehen.
Komet soll Erde von der Menschheit befreien
Daher entsendet die Sonne mit anderen Planeten einen Kometen, der mit seinem Einschlag die Erde von der Menschheit befreien soll. Natürlich entdecken die Erdbewohner schnell, dass ein Komet auf Kollisionskurs ist.
Doro Jakubowski und Andreas Schnell transferierten ihr Stück „Das Lied von der Erde“ in das Jahr 2023 mit allen aktuellen Krisen. Mit besonderem Gespür für sprachliche, gestische, visuelle und musikalische Pointen stellten sie eine dynamische Szenenvielfalt zusammen.
Auch der Mond hat Erfahrung mit den Parasiten gemacht
Der Auftakt umriss die Sorgen der Planeten. „Es gibt eine Dissonanz in der Sphärenharmonie. Das liegt an der Erde und deren Menschen“, so die Sonne (Magdalena Rau) in strahlendes Goldgelb gehüllt. Der Mond (Swen Richter) mit langem Bart, aus dem er Parasiten entfernt: „Ich hatte schon mal ein paar. Unangenehm, aber mich haben sie nicht gestört“.
Schließlich beschlossen die Planeten, den Komet Konrad auf die Erde zu entsenden. Eine herrliche Einlage, bei der Konrad mit Sphärenkraft Richtung Erde geschleudert wurde. Tänzerisch gab Doro Jakubowski alles. Das Publikum war hingerissen.
Ideale Aufmachung zum Weltuntergang
Die Selbstherrlichkeit der Menschen aus Politik und Wirtschaft wurde danach auf die Schippe genommen. Professor Guck (Andreas Schnell) warnte vor dem anstehenden Kometeneinschlag. Die Gefahr berührte niemand. „Nichtstun ist immer das sicherste“. Und sorglos erklang der Gassenhauer „Geh‘ ma halt a bisserl unter“.
Die Vermittlung des Mars zur Rettung des gesamten Planeten wurde von allen Nationen ausgeschlagen, denn die einzelnen Länder hatten bereits nationale Pläne geschmiedet. Zwei Models (Doro Jakubowski und Rosa Maria Paz) konnte man anschließend in silbernen, mit Glitzersteinchen verzierten Gewändern auf dem Laufsteg bewundern als ideale Aufmachung zum Weltuntergang.
Publikum begeistert
Kichernd strahlten sie ihren Haute-Couture-Schöpfer an. Swen Richter mit blonder Perücke und Lockenwicklern spielte seine Oberflächlichkeit mit Bravour. Weitere Menschen entdeckten, dass sich mit der bevorstehenden Apokalypse neue Märkte erschließen lassen. Andere dachten, dass mit Geld alles möglich sei. Schauspielerin Winnie Winston und Mr. Rockford gehörten zu den Personen, die mit einem Weltraumschiff der Katastrophe entkommen wollten.
Subtil wurde die Kraft der Erde von drei Akteuren immer wieder hervorgehoben. Dieses positive Gegengewicht veranlasste Konrad, sich für den Planeten Erde und seine Bewohner einzusetzen. Begeisterter Applaus für ein sympathisches Ensemble mit überzeugender Spielfreude, von der energiegeladenen Doro Jakubowski bis hin zu dem achtjährigen Noah. Sie alle hätten mehr Zuschauer verdient.
Horber Freilichttheater: Den Weltuntergang zum Spektakel gemacht
Dorothee Jakubowski überzeugt mit ihrem neuesten Stück auf ganzer Linie
Jochen Stöhr, Südwest-Presse Horb 23.07.2023
Mit der Freiluft-Aufführung des Stücks „Das Lied von der Erde“ im Glatter Schlosshof brachte das Ensemble Tiefgang und Humor unter einen Hut.
Der Pausenhof des Horber DHBW-Campus wurde am Freitag- und Samstagabend in ein Farbenmeer getaucht. Während des Horber Brückensommers und am darauffolgenden Abend präsentierte Dorothee Jakubowski in zwei Vorstellungen ihr Aufsehen erregendes Stück „Das Lied von der Erde“ unter freiem Himmel dem Publikum. Frei nach „Der Weltuntergang“ von Jura Soyfer inszenierte ihr Ensemble „das chamaeleon-Theaterwelten“ einen Abend, der zu Denken geben sollte. Das ursprüngliche Stück stammt aus dem Jahr 1936. Der Autor Soyfer starb im Konzentrationslager. In Jakubowskis Interpretation wurde der Weltuntergang zum Spektakel, mit dem sich Politiker, Wissenschaftler, Modeschöpfer und das Sonnensystem auf ihre ganz eigene Art und Weise auseinandersetzen. Mit satirischen Anspielungen auf Produktionen wie „Germany’s next Topmodel“ wanderte Jakubowski gekonnt auf dem schmalen Pfad zwischen Humor und Tiefgang. Aufwendige Kostüme, ein ausdrucksstarkes Ensemble und eine nach wie vor aktuelle und dringende Botschaft hätten dabei etwas mehr Publikum verdient gehabt.