Funktionen der Musik in Jura Soyfers Dichtungen

Hartmut Krones (Wien | Vienna)

 Musik spielt bekanntlich in Jura Soyfers Œuvre eine bedeutende Rolle. In nahezu allen seinen Theaterstücken sind „Lieder“ eingebaut, von ihm zwar nur als Textvorlagen, aber bei ihrer Aufführung immer mit Musik versehen, wobei Jimmy Berg sein bevorzugter Komponist war. So gibt es in „Der Weltuntergang“ acht meist als „Song“ oder „Chanson“ bezeichnete Lieder, in „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“ sechs, in „Astoria“ fünf, und in „Broadway-Melodie 1492“ gar siebzehn. Darüber hinaus spielen Hinweise auf zusätzlich in die Szene hinein erklingende Musik immer wieder eine wichtige Rolle, was vor allem auch noch für das Romanfragment „So starb eine Partei“ gilt. Schließlich gibt es von ihm eine stattliche Reihe von Einzelgedichten, insbesondere bei seinen Beiträgen für die „Arbeiter-Zeitung“, deren Titel das Wort „Lied“ aufweist und die sich auch im Duktus an Sprache und Aufbau von „Liedern“ orientieren. In einem Brief an Marika Szecsi finden wir zudem einen „musikalischen Spaß“, der deutlich Jura Soyfers musiktheoretisches Wissen dokumentiert.

Von besonderem Interesse bei Soyfers Liedtexten ist die Wahl der jeweiligen Versmaße, die bisweilen als eindeutige musikalische Vorgaben für die Komponisten zu verstehen sind; in ihrem häufigen Wechsel innerhalb eines Gedichtes stellen sie durch ihre Versmaß-Charaktere zudem deutliche Hinweise auf den unterschiedlichen Affekt-Rahmen der Textteile. Plötzliche, einzelne Verse betreffende Anaklasis-Bildungen, Betonungs-Synkopen oder auch großformale Symmetriebildungen sind dabei wohl schon von Soyfer selbst als „musikalische Entitäten“, als metrisch-musikalische Kunstgriffe verstanden worden.

Ein abschließender Blick auf einige „Originalvertonungen“ durch Jimmy Berg soll schließlich zeigen, in welch hohem Maß der Komponist diesen Vorgaben folgte. Er wird aber auch manche Divergenzen zwischen der Sicht des Autors und des „Tondichters“ aufdecken, die uns darüber unglücklich werden läßt, daß wir nichts von allfälligen, durchaus wahrscheinlichen Diskussionen zwischen den beiden Künstlern überliefert haben.

Handouts:

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