Anette Horn (University of the Witwatersrand, Johannesburg)
Die Jura Soyfer Gesellschaft und ihre Zeitschrift verstehen sich als eine Plattform für internationale Kulturwissenschaften. Dies ist auch ein Ziel, das sich die German Studies Abteilung an der University of the Witwatersrand, Südafrika, gesteckt hat. Somit gibt es viele Überschneidungspunkte zwischen der JSG und der Lehre und Forschung an der Abteilung für German Studies an der Wits.
Die Professor*innen Peter und Anette Horn und Kathleen Thorpe haben an den Tagungen der JSG teilgenommen mit komparatistischen Beiträgen, indem Jura Soyfer antifaschistisches Engagement mit der Apartheidgesellschaft, aber auch mit der Gesellschaft danach verglichen wurde und in Dialog zueinander gebracht wurde.
Jura Soyfer ist sowohl von seiner Persönlichkeit, aber auch seiner jüdischen Identität und seinem Werk besonders in der Lehre von Studierenden der deutschen Sprache und Kultur geeignet. Dabei gilt es schon einmal zwischen Österreich und Deutschland zu unterscheiden, da es sowohl Gemeinsamkeiten, als auch Differenzen zwischen den beiden Ländern gibt, ganz zu schweigen von den sprachlichen Unterschieden, wie sie sich nicht nur in der Aussprache, sondern auch dem Vokabular äußern. Dies kann den Horizont dessen erweitern und differenzieren, was die Studierenden unter dem Attribut „deutsch“ verstehen. Das würde auch ein Bewusstsein der deutschsprachigen Teile Osteuropas einschließen, die zur Habsburger Monarchie gehörten und einen entscheidenden Beitrag zur deutschsprachigen Literatur leisteten. Dazu gehört auch Jura Soyfer mit seiner unverwechselbaren Stimme. Die Habsburger Monarchie war ein multikulturelles Land und dieser Tatbestand ist auch für ein Verständnis der zeitgenössischen Literatur und Kultur sowohl in Österreich und Südafrika prägend.
Jura Soyfers Werk ließe sich gut in den Deutschunterricht ab dem zweiten Jahr integrieren, in dem Texte von deutschen, österreichischen und schweizer Autoren im Original gelesen werden. Jura Soyfer passt mit seiner lebendigen Sprache und seinem sozialkritischen Bewusstsein hervorragend in diesen Lehrplan. Dabei lässt sich von einem jüdischen Autoren das Thema „Holocaust“ und „Schoa“ aufarbeiten, das bisher meistens anhand von Brecht, Frisch oder Schlink diskutiert wird.
Auch im Fortgeschrittenen-Kurs lässt sich Jura Soyfer gut in einen Kurs über die Art und Weise, wie Schriftsteller*innen die Sprache und ein Sprachbewusstsein reflektieren und verändern, eingliedern. In dieser Hinsicht ist Jura Soyfer durchaus mit Yoko Tawada oder Rafik Shami vergleichbar. Dies ist auch ganz im Sinne einer curricularen Neuerung an südafrikanischen Universitäten, wie sie seit den Studentenprotesten von 2015-2017 gefordert wurde. Es besteht gerade ein Interesse an den Autor*innen, die nicht zum literarischen Kanon gehören und die traditionelle Sichtweisen aufbrechen und verändern.