DVD ‚Astoria‘

Musik-Film-Projekt ‚Astoria‘

‚Astoria‘-Szenen als Musikfilm

‚Astoria‘ ist eine Theater-Politsatire mit integrierten Songs/Liedern/Couplets aus dem Jahre 1937. Verfasst hat sie Jura Soyfer unter den Bedingungen des Austrofaschismus und mithin der Zensur. Er hat  sie 1937 zuerst  aufgeführt im Wiener Kellertheater ‚ABC‘, einer Kleinkunstbühne, die nur unter 50 Zuschauer einlassen durfte, wollte man nicht unter die Zensur fallen. Das Stück ist – trotz der Jahre, die es auf dem Buckel hat – brandaktuell. Jura Soyfer, der mit 26 Jahren im KZ Buchenwald – die Entlassungspapiere schon in der Hand – im Februar 1939 an Typhus verstorben ist, war trotz seiner jungen Jahre ein hellsichtiger, das Böse des Nazismus kommen sehender Schriftsteller aus Wien. Er hat Gedichte und mehrere Theaterstücke verfasst. In ‚Astoria‘ geht es um einen ‚Fake-Staat‘, der nicht wirklich existiert, sondern nur eine Botschaft unterhält. Alle, besonders die Armen, wollen in dieses gelobte Land einreisen, aber ihre Hoffnung, dort eine wirkliche Heimat zu finden, wird bitter enttäuscht. Dieser Staat als ‚Fake News‘ unter die Leute gebracht, kann Ihnen keine Perspektive bieten und so finden sich die Vagabunden, die dort ihr Glück versucht haben, wieder auf der Landstraße, dort, wo sie schon vorher waren, vielleicht mit ein paar Erkenntnissen mehr.

Die 6 Musikstücke sind im Soyferschen Original ziemlich gleichmäßig über die Handlung verteilt. Sie sind selbst schon szenisch gedacht und werden in der Wirkung noch gehoben, wenn die Handlung um sie herum in Szene und ins Bild gesetzt wird. Dazu muss man nicht das abendfüllende, komplette Stück nehmen, sondern besonders diejenigen Ausschnitte, die das Einsetzen der Musik motivieren. Die gespielten bzw. gesprochenen Texte sollen dabei zur Musik in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, sodass der Charakter eines Musikfilms gewahrt bleibt, der insgesamt gute 40 Minuten dauert.

Realisiert wurde das Projekt hautsächlich durch Reinhard Fehling (Komponist/Chorleiter/Organisator), den Schauspieler und Regisseur Michael Kamp (zuständig für die szenische Realisierung, Verfassen des Drehbuchs etc.)  und den freischaffenden Lüner Filmemacher Dirk Baxmann (Label „Zielspur Film- und Videoediting“, filmische Realisierung, Kamera, Licht- und Tontechnik, Schnitt und Postproduktion). Hinzugezogen wurden neben dem Chor weitere Mitwirkende. Neben Michael Kamp in der Hauptrolle des Vagabunden Hupka sind zu sehen:

  • Monika Bujinski als Gwendolyn
  • Barbara Blümel als russische Großfürstin Anastasia
  • Claus-Dieter Clausnitzer  als Gendarm
  • Birte Hanusrichter als Strichmädchen Rosa
  • Elias als Vagabund Paul
  • Bernd Böhne als Vagabund Pistoletti
  • Harald Schwaiger als Butler James
  • Malte Hinz als Journalist

Der Musikfilm wendet sich an die gesamte Öffentlichkeit, besonders aber an Bildungsinstitutionen (Schulen, Universitäten etc.), Gedenkstätten, Landesinstitute und Institute für politische Bildung. Er soll aber auch auf digitalen Plattformen sein Publikum finden. Er dient hauptsächlich der kulturellen und politischen Bildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, indem er an einem historischen Beispiel auf die Gefahren von Versprechungen im Zusammenhang mit fiktiven (heute auch: virtuellen) Welten verweist.

Die Dreharbeiten zu den Spielszenen fanden zwischen September und Oktober 2021 im Umweltzentrum des Kreise Unna – ursprünglich ein Gutshof – statt, die Musikstücke wurden im Dortmunder Traditionskino ‚Schauburg‘ im gleichen Zeitraum aufgenommen. Die Premiere war am 12. 2. 2022 am Drehort der Dialogszenen.