Seit 45 Jahren engagiere ich mich für Jura Soyfer, für die Erinnerungen an die Verbrechen, die Kriege, aber auch für notwendige gesellschaftliche Veränderungen.
Tony Britten hat in Erinnerung an diese Zeit, die nicht nur nach seinem Verständnis unsere Gegenwart ist, sein Stück „Astoria“ geschrieben. Penka Angelova trug ihren Beitrag vor, der im Gedenkband an Jura Soyfer enthalten ist. Roberto Aguirre verweist auf sein historisches Engagement für Jura Soyfer in Argentinien.
Seit 2001 fanden 9 Memminger Gespräche statt. Mit der Pensionierung von Walter Weyers endeten die Gespräche.
2023 wurden am 29./30.4.2023 Rusener Gespräche am Sava Ognyanov Drama Theater in Ruse durchgeführt. Der Hintergrund waren Übersetzungen von Jura Soyfer ins Bulgarische am Beginn der 1990er Jahre, Aufführungen seiner Stücke gerade auch am Sava Ognyanov Drama Theater in Ruse. Dazu kam eine enge Zusammenarbeit mit Univ.Prof.in Dr.in Penka Angelova – auch bei der Gründung der Elias-Canetti-Gesellschaft, eines Europa-Institutes.
2022 wurde versucht, für das Projekt „Jura Soyfer Open Access“ Gelder von der EU zu erhalten. Im Konsortium der Antragsgruppe waren auch die Elias-Canetti-Gesellschaft und das Sava Ognyanov Drama Theater Ruse. Mit dem Direktor des Theaters, Boian Ivanov, entstand eine ausgezeichnete Zusammenarbeit. Zwar wurden die Gelder nicht genehmigt, die zur Entfaltung notwendig gewesen wären, aber es entstanden vielfältige Soyfer Aufführungen in einer Reihe von Ländern.
Die Beiträge in Jura Soyfer Online Nr. 7 umfassen daher Erinnerungen, aber auch Projektberichte, Zukunftsentwürfe. Es sind unterschiedliche Beiträge: Texte wie für ein Programmheft, aber auch ausgearbeitete wissenschaftliche Beiträge, Photos, Videos.
Nun ist der Vorschlag der Jura Soyfer Gesellschaft, mit den Rusener Gesprächen ein neues Format zu entwickeln – regionale Aufführungen, Veranstaltungen, aber unter Einbeziehung von KünstlerInnen, WissenschafterInnen weltweit sowie die Organisierung eines Weltpublikums. So wie das der Jura Soyfer Gesellschaft entspricht, die in über 50 Ländern tätig ist.
Mit dieser Nummer Jura Soyfer Online Nr. 7 sollen verschiedene Zugänge dokumentiert werden. Mit einem Audio Podcast zur Biographie Jura Soyfers von Professor Fred Turnheim – einem neuen Format in der Öffentlichkeitsarbeit der Jura Soyfer Gesellschaft – soll ein neuer Zugang ermöglich werden. Neu ist ebenso das Format Installation wie es im Kontext der Buchmesse in Leipzig erstmals von der Jura Soyfer Gesellschaft verwendet wurde. Erläutert wird in diesem Kontext, wie sich die Öffentlichkeit verändert hat. Die Buchmesse Leipzig 2023 ist ein Beispiel für die staatliche Investitionen von Millionen in Medienformen, deren gesellschaftliche Bedeutung längst durch heutige Kommunikationsfelder in Frage gestellt wird. Das Projekt „Digitales Erbe“ zeigt, dass auch nach einem Vierteljahrhundert das Verständnis für das Digitale fehlt. Es steht im Kontext des Konzepts „digitaler Humanismus“ – ein Begriff, der sprachlich das Gegenteil von dem ausdrückt, was inhaltlich gemeint ist.
2024 könnte ein völlig neues Format verwirklicht werden. Boian Ivanov wäre dafür ein exzellenter Partner. Alle sind eingeladen, an dieser Entwicklung mitzuwirken. Auch mit Beiträgen zu Jura Soyfer Online Nr. 7. Mit dieser Ausgabe sind Erinnerungen verbunden, aber mehr noch Zukunftsentwürfe.
Wien, den 10.6.2023
Herbert Arlt
Erste Version: 3.5.2023