Möglichkeiten für Soyfer in Algerien

Aoussine SEDDIKI (Oran, Algerien)
Email: aouseddiki@yahoo.fr

Einführung
Das Theater gilt als eine wirkungsvolle Kunstform, auf deren Grundlage die mündliche Face-to-face-Kommunikation geschieht. Das Theater entwickelt unterschiedliche Grade und Formen der Darstellung künstlichen oder realistischen Charakters, die vorgeschrieben bzw. improvisiert wird. Bei der Vorbereitung eines Theaterstückes wird viel Wert auf die zu benutzende Sprache gelegt. Die Sprachqualität macht sich vom Ziel und Inhalt abhängig. Bei der Übertragung eines Theaterstückes in eine andere Sprache wird der Wahl der entsprechenden Ausdrücke, Termini, Wörter und Redewendungen besonderes Augenmerk gewidmet. Die Verfasser von Theaterstücken plädieren für unterschiedliche Strategien.

Wie wir wissen, kommt es Soyfer darauf an, keine vollständigen Lösungen oder Ergebnisse darzustellen, aber sie dem realexistierenden Protest zu überlassen.

In dieser Untersuchung unternehme ich den Versuch, die von Jura Soyfer verfolgte Theaterstrategie zu analysieren, um festzustellen, inwieweit sie auch beim algerischen bzw. beim nordafrikanischen Publikum ankommen könnte.

  1. Bedeutung von Soyfers Theaterstücken in Algerien
    Geleitet von der Überzeugung, dass das Theater meistens als darstellende Kunst eines bestimmten Volkes, einer bestimmten Epoche, Richtung mit allen Erscheinungen definiert wird, kann davon ausgegangen werden, dass Soyfers Theaterstücke ein toller Spiegel für den gesellschaftlichen Diskurs seinerzeit sind. Soyfers Werke weisen einen universalanerkannten Ruf auf, weil sie eben die objektive gesellschaftliche Realität mit dem entsprechenden Engagement präsentieren. Dies führt dazu, dass die Theaterstücke von diesem renommierten österreichischen Schriftsteller und Dichter nach wie vor aktuell bleiben. Sie können in Algerien sehr gut ankommen, da sie Themen behandeln, die im Hinblick auf Zeit und Ort nicht begrenzt sind. Solche Themen wie die gewaltsame Unterdrückung revoltierender Massen und die Verblendung, in der die Menschen auf den Weltuntergang warten, die folgenlose Unverbesserlichkeit und Dummheit der Menschheit, die Aufforderung des Menschen an den Menschen zur Entscheidung, der Protest gegen Umstände, die als unveränderlich angesehen werden, und das „Nicht-wissen-Wollen“, die unteren Gesellschaftsschichten sind der herrschenden Klasse überlegen, werden von den Volksmassen weltweit angenommen und würden auf jeden Fall in Algerien und in Nordafrika den entsprechenden Erfolg haben. Alle Inhalte der Theaterstucke von Soyfer werden in Nordafrika bzw. Afrika Subsahara gut angesehen. Der Aufruf Soyfers, die Gesellschaft, wie sie ist, zu verändern, gilt als zeitlose Gesellschaftskritik.

Auf Hochschul- und Forschungsebene in Algerien findet die Auseinandersetzung mit Jura Soyfers Werken besonders an den Fremdsprachen- bzw. Germanistikabteilungen besondere Berücksichtigung. Auch an den Theaterabteilungen aber auch an den Abteilungen für Sozial- und Humanwissenschaften werden Soyfers Theaterstücke unter unterschiedlichen Aspekten behandelt, weil deren Inhalte mit den festgelegten Zielstellungen der jeweiligen Lehrprogramme im Einklang stehen. Aufgrund der ständig wachsenden Internationalisierung, die vor allem von der virtuellen Welt in all ihren Formen vorangetrieben wird, bieten sich viele Möglichkeiten.

  1. Soyfer und die Virtualität
    Wie im vorherigen Kapitel angedeutet, tragen die neuen Informations- und Kommunikationsmedien im Rahmen der virtuellen Welt wesentlich dazu bei, Soyfer und dessen Werke, aber auch alle dazu gehörenden Veranstaltungen und Arbeiten in Nordafrika bzw. in den arabischen Ländern sichtbarer bzw. bekannter zu machen. Die GermanistInnen aus den nordafrikanischen Ländern tragen wesentlich dazu bei. In diesem Kontext seien z.B. die Arbeiten und Bemühungen von Ass.Prof.in Dr.in Rania Elwardy aus Ägypten und Univ.Prof.Dr. Seddiki aus Algerien erwähnt, die besonders durch die unaufhaltsame Förderungsbereitschaft von Wiss.Dir.Dr. Herbert Arlt, dem Leiter der Jura Soyfer Gesellschaft unterstützt werden. Die JSG hat bisher einen Teil von den 28 Soyfer-Symposien virtuell organisiert. Zahlreiche Skype-Konferenzen- und Lehrveranstaltungen mit der Beteiligung von Vertretern aus Nordafrika bzw. aus Algerien konnten realisiert werden. Die Soyfer-Skypekonferenz, an der ExpertInnen aus Ägypten, Algerien, dem Irak, dem Sudan, Syrien, Libanon, Libyien mit interessanten Beiträgen und Projekten zu Soyfers literarisch-theatralischen Produkten aber auch zu Perspektiven zur Entwicklung einer nachhaltigen Dialogbrücke zwischen der Österreichliteratur und der Literatur aus den nordafrikanischen bzw. arabischen Ländern teilnehmen, betrachte ich als einwandfreien Beitrag zur Festigung und Erweiterung der österreichisch-europäischen und nordafrikanisch-arabischen Kooperationsbrücke. Hierbei leistet der Polylog zwischen europäischen und nordafrikanisch-arabischen KünstlerInnen, ForscherInnen und JournalistInnen einen grundlegenden Beitrag zur Optimierung mit Soyfers Werken. Ausgehend von der Überzeugung, dass es mit Bezugnahme auf die Empfehlung von Herbert Arlt im Rahmen dieser interessanten Soyfer-Skypekonferenz darum geht, nicht nur über die Vergangenheit zu reden, sondern Projekte vorzustellen, halte ich es für sehr sinnvoll, sowohl WissenschaftlerInnen als auch TheatervertreterInnen, SprachwissenschaftlerInnen, ÜbersetzerInnen und MedienexpertInnen in die jeweiligen Soyferprojekte einzubeziehen. Auf diese Weise ließen sich bestimmt wichtige Projekte zur virtuellen Auseinandersetzung mit Soyfers Werken initiieren.

Heutzutage sind wir uns alle darüber einig, dass Virtualität in den Bereichen der Kunst, der Sprachforschung und der Wissenschaft zum zentralen Faktor der gesellschaftlichen Entwicklung geworden ist. Virtualität dient nicht nur der Illusionierung. Dies wird von Heinz Fischer, Bundespräsident der Republik Österreich bestätigt, indem er Folgendes unterstreicht: „Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat sich Wissen so rasch vermehrt wie heute. Und noch nie konnten wir so viel wissen wie heute. Wissen ist zur unbestrittenen Grundlage unserer Existenz und durch die neuen Möglichkeiten der Wissensverbreitung zu einem tatsächlich weltumspannenden Faktor geworden.“ (1)
Obwohl durch die Verbreitung von neuen Informations- und Kommunikationstechnologien die globale Gemeinschaft enger miteinander verbunden hat und einen breiten Zugang zu Information und Wissen möglich macht, wurden einige Teile der Welt ausgeschlossen und zurückgelassen. Es sind Folgen der Globalisierung, aus der tiefere Formen der Ausschlusses und der Ungleichheit resultieren. Diese Disparitäten könnten allerdings überbrückt werden, wenn sie in einer gerechten Form konstituiert werden.

  1. Projektvorschlag
    Wie oben schon erwähnt, ergibt sich für uns die Notwendigkeit, praktische Projekte zur Optimierung der Sichtbarkeit von Soyfers Werken in Nordafrika. Als allererstes sollten wir von allen möglichen Informations- und Kommunikationstechnologien Gebrauch machen, um den Informations- und Erfahrungsaustausch unter nordafrikanischen GermanistInnen und anderen ForscherInnen in jeder Hinsicht voranzutreiben.

(1) Heinz Fischer, ehemaliger Bundespräsident der Republik Österreich, in: Jura Soyfer-Zeitschrift 04/2004, 25.