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Nr.
4/1996 |
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Bedeutung österreichischer Literatur aus internationaler Sicht Marie Bodi (Melbourne): Herbert Arlt (Wien) - Pierre Béhar (Saarbrücken) - Tamás Lichtmann (Debrecen) - Leslie Bodi (Melbourne) - Anil Bhatti (New Dehli) - Ulf Birbaumer (Wien) - Andrea Rosenauer (Wien) - Volker Kaukoreit (Wien) Peter Horn (Kapstadt) - Anette Horn (Kapstadt) - Kathleen Thorpe (Johannesburg) - Mariana Lazarescu (Bukarest) - Alessandra Schininà (Catania) - Eva Reichmann (Bielefeld) - Anna Milanowski (Wien) Fabrizio Cambi (Trient) - Annette Daigger (Saarbrücken) - Walter Methlagl (Innsbruck) - Barbara Burkhardt (Wien) - Michaela Bürger (Genua) - Ulrich Schmidt (Bielefeld) Dokumentationsgespräch mit Simo (Yaounde/Kamerun) Dokumentationsgespräch mit Heinz Lunzer und Gerhard Ruiss (Wien) Vergangenheit und Zukunft
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Editorial | Welche grundsätzliche Bedeutung regionale und internationale Kulturprozesse haben, zeigte in den letzten Wochen auch die mit großer Öffentlichkeitsresonanz geführte Diskussion zum Buch "The Clash of Civilizations" von Samuel P. Huntington. Die deutschsprachige Übersetzung (Kampf der Kulturen, München, Wien 1996) erschien bereits nach kürzester Zeit in 3. Auflage. Zur Bestimmung des Begriffs "Kultur" schreibt Huntington: "Deutsche Denker des 19. Jahrhunderts unterschieden streng zwischen Zivilisation, wozu Mechanik, Technik und materielle Faktoren zählten, und Kultur, wozu Werte, Ideale und die höheren geistigen, künstlerischen, sittlichen Eigenschaften einer Gesellschaft zählten. Diese Unterscheidung hat sich im deutschen Denken behauptet, während sie ansonsten abgelehnt wird. ... Zivilisation und Kultur meinen beide [im englischen Sprachgebrauch] die gesamte Lebensweise eines Volkes.." (S.51). Diese Bestimmung von Kultur deckt sich mit der Definition im UNESCO-Dokument "Our Creative Diversity" (s. Marie Bodi in diesem Heft S.3 und "Internationales Memorandum", "Jura Soyfer", 5.Jg., Nr.3/1996, S.34). Im Gegensatz zu seiner eigenen Kultur-Definition bezieht Huntington aber soziale, künstlerische, wissenschaftliche Prozesse in die Thesenbildung zur "Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert" nicht ein. Im Mittelpunkt seiner Untersuchungen stehen vor allem Ökonomie, Militär, Bevölkerungswachstum. Nur auf den letzten Seiten finden sich Hinweise zu potentiellen Gegenüberlegungen, die jedoch einen auffordernden Charakter haben: "Menschen in allen Kulturen sollten nach Werten, Institutionen und Praktiken suchen und jene auszuweiten trachten, die sie mit Menschen anderer Kulturen gemeinsam haben. Dieses Bemühen würde dazu beitragen, nicht nur den Kampf der Kulturen zu begrenzen, sondern auch Zivilisation im Singular, das heißt Zivilisiertheit zu stärken. Zivilisation im Singular bezieht sich vermutlich auf eine komplexe Mischung - auf hohem Niveau - von Moral, Religion, Bildung, Kunst, Philosophie, Technologie, materiellem Wohlstand und wahrscheinlich anderen Dingen." (S.528.) Die Breite der Reaktionen auf Huntington und "Our Creative Diversity" zeigen, daß zwar die zentrale Bedeutung von Kultur für internationale Prozesse allgemein anerkannt wird, aber im internationalen politischen Denken im Sinne der oben zitierten Defintion derzeit kaum eine Rolle spielt. Als Indizien dafür können gewertet werden: Nicht-Wiedereinstieg finanzkräftiger Länder in die UNESCO, der Austritt einiger davon nun auch aus der UNIDO, die hochgespielten "Sicherheitsdebatten" (die nichts anderes als Polizei- und Rüstungsdebatten zu sein scheinen), die Nicht-Begleitung des EU-Einigungsprozesses durch entsprechende Förderungsprogramme für Kulturforschungsprojekte, die international praktizierten Kürzungen der Mittel für Kultur (insbesondere auch Kulturwissenschaften). Abgesehen von der Differenz zwischen Ansatz und Analysefeldern, ist auch die Huntingtonsche Argumentation der Thesen problematisch. Einige wenige Aspekte sollen herausgegriffen werden:
Im Vergleich mit seiner eigenen Kultur- und Zivilisationsdefinition enthält das Buch feldmäßig beschränkte, widersprüchliche Thesen zu (potentiellen) Machtkämpfen. Doch ohne relevante Entwicklung eines empirisch abgesicherten internationalen wissenschaftlichen Diskurses, wird bei internationaler Dominanz eines kulturpolitischen Denkens, das nur den von Huntington analysierten Faktoren verpflichtet bleibt, dem "Clash of Civilizations" wohl eine große Wahrscheinlichkeit eingeräumt werden müssen. |
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