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30. Juni 2010 |
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30. Juni 2010 |
Jura Soyfer: Symposion in Wien |
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Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Technologie – zu diesen Themen äußerte er sich scharfzüngig poetisch: Jura Soyfer (1912–1939). Das Werk des großen österreichischen Schriftstellers wird neu ediert. In einer Woche steht es in Wien im Zentrum eines viertägigen internationalen Symposions mit 40 WissenschaftlerInnen aus 20 Ländern. Das teilte die Jura Soyfer Gesellschaft (JSG) mit Sitz in der Bundeshauptstadt am Mittwoch in einer Aussendung mit. „Das Werk des bedeutenden österreichischen Autors ist über sieben Jahrzehnte nach seinem Tod aktuell, lebendig und inspirierend“, sagt Wiss. Dir. Dr. Herbert Arlt, Geschäftsführer der JSG. Das stark zunehmende Interesse an Soyfer ist daran ablesbar, dass Soyfers Werk gegenwärtig in rund 50 Sprachen gelesen und aufgeführt wird. „Aufgrund neuer Rahmenbedingungen haben wir das Großprojekt der Neuedierung seiner Werke samt eines Werk-Kommentares in vollkommen neuer Form gestartet“, betont Arlt. Eine erste Ausgabe mit Soyfers Werken hatte der bekannte österreichische Schauspieler Otto Tausig 1947 in Wien herausgegeben. Besondere Verdienste bei der Verbreitung erwarben sich Herbert Steiner und Heinz Kommenda. 1980 erschienen das „Gesamtwerk“ herausgegeben von Horst Jarka sowie weitere Ausgaben. Beim Symposion von Mittwoch, den 7. Juli bis Samstag, den 10. Juli in der Volkshochschule Brigittenau beteiligen sich namhafte ÜbersetzerInnen von Soyfers Werken sowie WissenschafterInnen aus Europa, den USA und Asien (http://www.soyfer.at/deutsch/veranstaltungen.htm). Die Tagung wird durch Mag. Walter Schuster, den Direktor der Volkshochschule Brigittenau - wo 60 Sprachen unterrichtet werden – eröffnet. Gefördert werden die Veranstaltungen von der Bezirksvertretung Brigittenau, dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMWF), dem Bundesministerium für Kunst und Kultur (BMUKK), der Kulturabteilung der Stadt Wien sowie der Volkshochschule Brigittenau. Neuer Zugang zu weltweit gelesenem Autor Der Titel des Symposions „Vielsprachiger multimedialer historisch-kritischer Kommentar zur Soyfer Edition 2010“ steht für das gemeinsame Ziel. „Wir wollen in neuer Weise Soyfers Texte edieren, publizieren, kommentieren und übersetzen. Kern ist eine neue Soyfer-Edition in vier gedruckten Bänden, die im Herbst präsentiert werden wird“, erklärt Arlt. Zu dieser Ausgabe wird ein vielsprachiger multimedialer historisch-kritischer Kommentar seitenbezogen im WWW publiziert. Erstes Experiment dazu war Soyfers „Vagabundenlied“, das im Zuge eines weltweit vernetzten Prozesses in 34 Sprachen übersetzt und kommentiert wurde (http://www.inst.at/burei/CBand9.htm). „Soyfer zeigt den Vagabunden als suchenden Intellektuellen, als Infrage-Steller und Grenzüberschreiter, natürlich impliziert dies auch Migranten als Vagabunden des 21. Jahrhunderts“, sagt Arlt. In der zweiten Phase dieses Experimentes erfolgt laut Arlt jetzt die wissenschaftliche und künstlerische Auseinandersetzung mit dem Stück „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“. Dieses Stück schrieb Soyfer 1936. Es steht unter anderem im Zentrum des Symposions mit szenischen Lesungen, Hörspiel- und Film-Präsentationen sowie wissenschaftlichen Vorträgen. Die Ergebnisse der Tagung werden 2011 als Buch samt Hybrid-DVD mit dem Titel „Die Zeitreise des Lechner Edi“ publiziert werden. Neu und umfassend ist nicht nur der Zugang zu Soyfers Werk durch den Einsatz verschiedener Medien, sondern auch das Verständnis des Autors selbst. „Soyfer schreibt für uns unsere Texte, nahm er doch unter anderem in seinem Stück „Astoria“ 1937 die derzeitige Krise vorweg. Mit seiner markanten, aber auch humorvollen Technologie-Kritik und seinen Zukunftsentwürfen ist er für uns auch Mentor einer Globalisierung mit humanem Antlitz“, sagt Arlt. Beteiligt sind am Gesamtprojekt Übersetzerinnen, WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen aus 60 Ländern, wobei eine ganze Reihe an JungwissenschaftlerInnen sowie ÖsterreicherInnen mit migrantischem Hintergrund eingebunden sind. In diesem Kontext läuft bis 2011 auch ein „Welttheater-Projekt“. Auftakt dazu war 2007 ein Projekt in Berlin und vor kurzem ein Theaterfestival in Kempten (D) rund um den arbeitslosen Schuhmacher Edi Lechner, der von einer Maschine ersetzt wird. Der deutsche Regisseur Tobias Sosinka inszenierte dieses Stück mit großem Erfolg gemeinsam mit der Stadtbevölkerung von Kempten. Sosinka leitet im Teamwork mit der JSG dieses „Welttheaterprojekt“, bei dem Soyfers Stück weltweit aufgeführt, verfilmt sowie als Hörspiel verbreitet wird. Auf Basis der Arbeit der JSG erlebt das Werk Soyfers bestehend aus Theaterstücken, Prosa, Gedichten, Liedern, Agitprop und Briefen eine Renaissance. Weltbekannt ist Jura Soyfer als Verfasser des Dachauliedes (vertont von Herbert Zipper). Er wurde am 8. 12. 1912 in Charkow (Ukraine) geboren und kam 1920 nach Wien. Im Alter von 26 Jahren, am 16. 2. 1939, kam er im Konzentrationslager Buchenwald ums Leben. Seine bekanntesten Werke sind „Der Weltuntergang“, "Der Lechner Edi schaut ins Paradies", "Astoria" und "Vineta" sowie „So starb eine Partei“. Von seinem Werk sind rund tausendvierhundert Seiten aus nur wenigen Schaffensjahren erhalten. |
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Terminaviso: | Veranstaltung: |
Symposion: „Vielsprachiger multimedialer historisch-kritischer Kommentar zur Soyfer-Edition 2010“ |
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Veranstaltung: | Präsentation: „Neue Soyfer-Edition in vier Bänden“ Freitag, 24. 09. 2010, 18:00 Uhr Literaturhaus, Seidengasse 13, A-1070 Wien |
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Kontakt: | Dr. Herbert Arlt Mag.a Gabriele Rampl |
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