Symposion: Virtuelles Soyfer Archiv und Weltzugänge | Grußwort Mag.a Hannah Lessing (Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus) |
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Grußwort
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Mag.a Hannah Lessing Die Geschichte von Jura Soyfer ist die Geschichte eines kritischen Geistes, eines Widerständigen, eines homo politicus. Sein kritischer Blick auf die Welt, in der er lebte, auf das Österreich der Zwischenkriegszeit, des Ständestaates und des aufkommenden Nationalsozialismus war wohl auch beeinflusst durch die frühe Erfahrung von Flucht und Exil. Geboren noch im Russischen Kaiserreich, in Charkow, erlebte er als Kind die russische Revolution, Flucht und ein neues Leben in Wien, eine andere Welt. Selbst ein Angekommener, war er in Sprache und Witz mehr Österreicher und Wiener als manche hier Geborenen – schon sein erstes Stück „Der Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein‘ Fall mehr lang“ nimmt Bezug auf einen urösterreichischen Dichter, Johann Nestroy. Ich hatte im Nationalfonds im Laufe der vergangenen 20 Jahre viele Begegnungen mit Menschen, die Verfolgung und Exil erlebt haben. Ihre Geschichten begleiten und beschäftigen uns bis heute, und viele von ihnen teilen diesen kritischen und wachen Blick auf die Gesellschaft – ein Blick, der durch die Ferne oft an Klarheit gewinnt. Ein Überlebender hat einmal in Bezug auf die Folgen seiner Vertreibung gesagt: „Man wird Weltbürger.“ Ein Weltbürger war auch Jura Soyfer, trotz seiner jungen Jahre. Was er in seinen Stücken und Schriften mit solcher Deutlichkeit, mit Prägnanz und Weitblick über die politischen Verhältnisse seiner Zeit gesagt hat, ist ein besonderer Teil österreichischer Geschichte und Identität – sowohl in politischer als auch in dichterischer Hinsicht. Jura Soyfer selbst hat damals seinen Mut und seine Haltung mit seinem Leben bezahlt. Er wurde nur 26 Jahre alt. Österreich hat viele seiner vertriebenen und ermordeten Künstlerinnen und Künstler, viele von denen, die einmal den Esprit dieses Landes ausgemacht haben, lange vergessen. Auch Jura Soyfer war einer jener Vergessenen; seine Werke wurden zunächst nur gerettet Dank der Anstrengungen von Familie und Freunden. Dem Nationalfonds ist es ein Anliegen, das Bewusstsein um den Nationalsozialismus und seine Konsequenzen ins Heute zu holen, damit sich Ereignisse wie damals nicht im Morgen wiederholen. Viele Projekte sind daher dem Bewahren und der Weitergabe von Erinnerung gewidmet. Die Jura Soyfer-Gesellschaft unter der Leitung von Dr. Herbert Arlt hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jura Soyfer – den Menschen und das Werk – nicht dem Vergessen zu überlassen. Ich bin froh, dass der Nationalfonds einige dieser engagierten Projekte unterstützen konnte. Für Jura Soyfer war alles Leben zugleich auch Politik. Ihm war bewusst, wie notwendig es ist, Politik aktiv zu leben, wachsam zu sein und die Entwicklungen in der Gesellschaft aufmerksam zu verfolgen – eine Fähigkeit und Haltung, die heute in Vergessenheit zu geraten droht, und die gerade für die jungen Generationen in unseren Tagen besonders wichtig ist. Jura Soyfer ist damit heute aktueller denn je. Der Nationalfonds wünscht diesem Symposion fruchtbares Arbeiten und gutes Gelingen!
Mag.a Hannah Lessing
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